Wie oft starren Sie zu Beginn eines Mitarbeitergesprächs auf ein leeres Word-Dokument – und füllen es schließlich mit denselben formelhaften Floskeln wie im Vorjahr?
Das lässt sich ändern. Wer eine Generative-KI wie einen frisch eingestellten Junior Kollegen behandelt – also klar brieft, Kontext liefert und iterativ Feedback gibt – verbessert nicht nur die Gesprächsqualität. Das virtuelle Onboarding macht Sie am Ende sogar zu einer besseren Führungskraft.
Der Nutzen zeigt sich dort, wo Ihr Kalender am meisten Denkarbeit frisst: Jahresgespräche, Jour Fixes, Konfliktgespräche. Gerade diese Formate entscheiden darüber, ob Mitarbeitende bleiben oder kündigen – „Unzufriedenheit mit der Führungskraft“ rangiert seit Jahren unter den häufigsten Exit-Gründen.
KI als Sparringspartner, nicht als Spielerei
Jeremy Utley von der Stanford-d.school bringt es auf den Punkt: „Behandeln Sie ChatGPT wie einen neuen Mitarbeiter – dann wird aus einem Gadget ein Dialogpartner auf Augenhöhe.“
Datenschutz-Reminder
Verwenden Sie in Prompts niemals personenbezogene Daten. Arbeiten Sie mit anonymisierten Profilen oder fiktiven Namen.
Fünf Grundsätze für KI-gestützte Führung
- Rolle definieren. Beginnen Sie jeden Prompt mit einer klaren Job-Beschreibung („Du bist mein Leadership-Coach …“) und legen Sie den gewünschten Tonfall fest.
- Kontext liefern. Beschreiben Sie Rolle, Ziel und Stimmung Ihres Teams. Je präziser, desto brauchbarer die Antwort.
- Leitbild verankern. Hinterlegen Sie Ihre Führungsprinzipien – etwa die drei Fragen des Leadership North Star¹ – damit ChatGPT sich daran orientiert.
- Iterationen zulassen. Prüfen Sie die Antwort, geben Sie Feedback, fordern Sie Version 2 an. So lernt die KI wie ein Junior-Kollege.
- Grenzen respektieren. Empathie und finale Entscheidungen bleiben menschlich; die KI liefert Varianten, nicht Wahrheiten

Drei Gesprächsanlässe, die sofort profitieren
Mitarbeiterjahresgespräch
Vorher: Sie wälzen Fragensammlungen und tippen Bullet-Listen.
Mit KI: Prompt - „Formuliere fünf Entwicklungsfragen für Rolle X, Ziel Y; Ton wertschätzend-direkt.“
Ergebnis: Pointierte Fragen decken verborgene Stärken auf; aktives Zuhören ersetzt Pflicht-Small-Talk.
Jour Fixe / Feedback-Runde
Vorher: Sie sortieren Statusnotizen, stricken eine Agenda.
Mit KI: Prompt - „Fasse die drei größten Projektrisiken in je zwei Fragen und gib einen Lernimpuls.“
Ergebnis: Agenda in Minuten; klare Prioritäten; Lernkultur wird sichtbar.
Kritik- oder Konfliktgespräch
Vorher: Sie wägen Formulierungen, spielen Worst Case durch.
Mit KI: Prompt - „Schreibe diese Aussage empathischer und ergänze zwei offene Rückfragen.“
Ergebnis: Sprache bleibt klar und respektvoll; Eskalationsrisiko sinkt.
Die Fragen-Templates stammen aus dem HBM-Leadership-Questions-Toolkit
Was die Umstellung wirklich bringt
- Präzisere Fragen, bessere Führung. Die KI liefert Varianten, die zu Stil, Situation und Person passen.
- Perspektiven testen. Simulierte Antworten decken Denkfehler oder Missverständnisse auf.
- Denkkapazität freiräumen. Ideen entstehen in Minuten; gewonnene Zeit fließt in Beziehungspflege.
- Selbstreflexion inklusive. Wer Prompts klar formuliert, schärft automatisch sein Führungsverständnis.
- Steile Lernkurve. Jede Feedback-Runde verbessert die nächsten Prompts – wie bei einem Junior, der dazulernt.
Loslegen – ein Mini-Prompt für den nächsten Jour Fixe
Du bist mein Leadership-Coach. Kontext: Jour Fixe mit Projektteam (3 Personen), Fokus: Risiken Q3. Werte & Führungsprinzipien: [hier Ihre Leitlinien einfügen] Erstelle drei fokussierte Fragen, um versteckte Hürden aufzudecken. Ton: sachlich-empathisch.
Testen Sie die resultierende Agenda gegen Ihre bisherige – und entscheiden Sie, welche Aufgaben Sie künftig Ihrem „neuen Kollegen“ überlassen.
Wer ChatGPT wie einen echten Team-Kollegen onboardet, gewinnt neue Perspektiven, übt heikle Dialoge gefahrlos vorab und schafft Raum für das, was keine KI ersetzen kann: menschliche Beziehung, situative Empathie, finale Entscheidungsverantwortung.






