Fast jede dritte Kernkompetenz in Unternehmen steht vor dem Umbruch. Das zeigt die Arbeitgeber-befragung des World Economic Forum (WEF): 39 Prozent der heute gefragten Fähigkeiten werden bis 2030 ein neues Profil haben. Wer sein Skill-Portfolio jetzt nicht prüft, läuft Gefahr, in den nächsten fünf Jahren Innovations- und Talentlücken zu erben.
Globale Trend-Top 5 – worauf es jetzt ankommt
Die WEF-Analysen zeichnen fünf Kompetenzfelder, die in nahezu allen Branchen zulegen:
- AI & Data Literacy
Daten sollen nicht nur gesammelt, sondern in Geschäftswert überführt werden – von Low-Code Dashboards bis zur Automatisierung einfacher Analysen.
- Resilienz & Agilität
Lieferketten bröckeln, Märkte schwanken. Gefragt sind Menschen, die Prioritäten schnell umsortieren können, ohne den roten Faden zu verlieren.
- Kreatives und Analytisches Denken
Wer Ideen generiert, muss sie auch mit Daten absichern können. Die Zukunft verlangt „Artist-Scientists“, nicht Entweder-Oder-Profile.
- Leadership & Social Influence
Hybride Teams wollen auf Distanz geführt und in Konflikten moderiert werden – oft ohne formale Weisungsbefugnis.
- Nachhaltiges Handeln (ESG)
Ökologische und soziale Ziele rücken von der Kür zur Pflicht und prägen Entscheidungen auf allen Ebenen.
Soft Skills sind kein „Nice-to-have“ mehr. Menschen verlassen meist nicht das Unternehmen, sondern die Führungskraft. Wer Leadership und ESG vernachlässigt, zahlt doppelt – in Fluktuation und in Reputation.
Was verschwindet – und warum?
- Routine-Reporting statt Data Literacy? Dashboards erledigen Standardauswertungen längst automatisiert.
- Starre Prozesstreue statt Resilienz? Wenn Märkte wackeln, blockiert stures Festhalten an alten Abläufen.
- Reine Regeljobs statt kreativer Analyse? Lineare Tätigkeiten werden von Bots übernommen; kreative Synthese bleibt menschlich.
- Traditionelle Service-Orientierung statt sozialer Einfluss? Kund:innen erwarten Co-Creation, nicht Standardlösungen.
- „Nachhaltigkeit, wenn Zeit bleibt“? Diese Haltung wird von Regulierern und Stakeholdern längst sanktioniert.
Lernlust statt Pflichtprogramm – die deutsche Perspektive
Der KCE-WeiterbildungsMonitor 2024 unterstreicht den globalen Trend²:
- 48% der Beschäftigten wollen aktiv neue Kompetenzen erwerben.
- 43% sehen Weiterbildung als Aufstiegshebel.
- Nur 7% wünschen reine Auffrischungstrainings.
HR-Implikation: Blended-Learning-Formate, praxisnahe Transferaufträge und sichtbare Karrierepfade schlagen Block-Seminare und Test-Multiple-Choice.
NWS als Kompass – was die Politik vorgibt
Die Nationale Weiterbildungsstrategie (NWS) setzt zwei Querschnittsthemen über alle Berufsprofile:
- Digitalisierte Arbeitswelt
- Nachhaltigkeit
Sie nennt außerdem vier Kompetenzdimensionen als Orientierungsrahmen:
- Technologische Fähigkeiten
- Soziale Fähigkeiten
- Personale Fähigkeiten
- Transformative Fähigkeiten
Die NWS ist kein Förderkatalog, sondern ein Richtstern für Prioritäten – Curricula sollten daran ausgerichtet, aber nicht sklavisch kopiert werden.
Vier Leitfragen für den Curriculum-Review
- Welche Kernrollen brauchen bis 2030 neue Data- oder Tech-Skills, und welche Soft Skills fehlen dazu?
- Wo blockieren heute schon Resilienz- oder Leadership-Lücken kritische Projekte?
- Wie koppeln wir Blended-Learning-Sprints mit Praxisaufträgen, damit Wissen in Ergebnissen landet?
- Messen wir Lernerfolg an Projekterfolgen oder immer noch am Zertifikats-Stapeln?
Diese Fragen zeigen HR-Teams, wo das bestehende Lernangebot zukunftsfest ist – und wo gezielt nachgeschärft werden muss.
Globaler Druck (WEF) und nationale Leitplanken (NWS) verlangen einen klaren Lernkompass. Wer Tech- und Human-Skills jetzt balanciert, baut widerstandsfähige Teams und echte Innovationskraft auf.
Reflexionsfrage: Welche zwei Kompetenzbereiche sind in Ihrem Unternehmen die größten Hebel bis 2030?