Kennen Sie „schwarze Lügen“? So werden Unwahrheiten genannt, die Vorteile verschaffen sollen – betrügerisch, zum Nachteil anderer.
Wie würden Sie im Gespräch reagieren, wenn Sie eine schwarze Lüge vermuten? Würden Sie Ihrem Gesprächspartner die Glaubwürdigkeit absprechen, wenn er sich Vorteile scheinbar erschleicht? Würden Sie laut werden, anschuldigend? Das sind denkbare Reaktionen auf solch einen – angenommenen – Vertrauensbruch.
Stellen Sie sich nun dieselbe Situation vor, nur mit einem kleinen Unterschied: Sie haben von einer Kollegin erfahren, dass das Kind des betroffenen Kollegen einen schlimmen Unfall hatte und teure persönliche Betreuung benötigt, die die Krankenkasse nicht bezahlt. Die schwarze Lüge wandelt sich hier in eine weiße Lüge, eine Unwahrheit, um andere zu schonen, zu schützen oder zu unterstützen.
Wie würden Sie nun in dieses Gespräch gehen? Wie kommunizieren? Würden Sie mit diesem Wissen eher an einer gemeinsamen Lösung arbeiten wollen als in der vorherigen Situation, in der Sie der Meinung waren, der Kollege bereichere sich zu seinem persönlichen Vorteil? Höchstwahrscheinlich ist das der Fall. Und damit auch der Grund, warum man sich vor dem Gespräch über die eigenen (Vor-) Urteile und Meinungen klar werden sollte.
Wir können nur in den seltensten Fällen wissen, was in unserem Gegenüber vorgeht und was die Motive und Gründe für dessen Handeln sind. Daher gehen wir meist von dem Wenigen aus, was wir wissen oder glauben zu wissen. Um ein konstruktives Krisengespräch zu führen, ist es aber oft von Vorteil, unseren Horizont im Vorfeld bewusst zu erweitern, über bekanntes Terrain hinaus zu denken.
Wenn wir unserem Gesprächspartner nicht direkt zu Beginn eine böse Absicht unterstellen, sondern erst einmal annehmen, dass hinter seinem Handeln auch ein triftiger, nachvollziehbarer und nicht-schwarzer Grund liegen kann, wird das eine deutlich positivere Gesprächsatmosphäre erzeugen.
Selbstverständlich ist ein gewisses Maß an Skepsis nach wie vor angebracht, insbesondere, wenn es um einen klaren Betrugsverdacht geht wie in unserem Beispiel. Dennoch sollten wir unserem Gegenüber immer die Chance geben, ehrlich sein zu können. Und das funktioniert nur, wenn er sich nicht bereits vor dem Gespräch verurteilt fühlt.
Peter Oliver Greza
Peter Oliver Greza ist unser Spezialist für das „Lesen zwischen den Zeilen“.
Erfahren Sie in seinen Seminaren, wie Sie inhaltliche,
stimmliche und körpersprachliche Signale strukturierter
wahrnehmen und deuten können,um Ihren Umgang mit
schwarzen und weißen Lügen zu professionalisieren.